Wer am 29.4.22 im Chemnitzer Garagencampus um 10 Uhr aus der Tatra-Kulturdialog-Straßenbahn stieg, konnte sofort sehen und hören, dass die Kultur in Sachsen auch nach zwei Jahren Pandemie lebendig ist: Live-Tape-Art am Garagentor, Beats aus der Halle, gut gelaunte Menschen am Coffee-Truck und flatternde Fahnen im Morgenwind. Unter dem Namen “Zukunft hoch K” mit dem Untertitel “Öffnet Räume” startete der Kulturdialog im Garagencampus und über 100 Menschen aus nahezu allen Kulturfeldern aus Politik und Gesellschaft aus ganz Sachsen kamen, um sich zu beteiligen.
Zum Auftakt von zwei Jahren Kulturdialog verhandelten alle Beteiligten in unterschiedlichen Formaten die beiden zentrale Fragestellungen:
Wo steht die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen nach zwei Jahren Pandemie? Welchen Stellenwert hat Kultur in und für die Gesellschaft?
Es braucht dringend “offene Räume” für die Fragen nach der Zukunft der Kultur in Sachsen. Darin waren sich Kulturstaatsministerin Barbara Klepsch, Ann-Cathrin Lessel von der IG Landeskulturverbände und Kulturvermittlerin Annett Geinitz in ihren Gesprächen mit Moderatorin Miriam Janke an der Zentralhaltestelle einig. Dringende Themen gibt es genug. Daher ist es wichtig, Raum für regelmäßigen Austausch und Begegnung zu etablieren.
In den Workshops am Nachmittag wurde die soziale Lage in Sachsen in den Blick genommen. Die TeilnehmerInnen diskutierten Transformationspotenziale, die Bedeutung und Beachtung des ländlichen Raums für die Zukunftsfähigkeit, widmeten sich der brachliegenden Publikumsentwicklung und Kulturvermittlung. Dabei wurde mitunter mit der Digitalisierung von Kultur gefremdelt, deren konkrete körperliche Erfahrbarkeit und Unmittelbarkeit sich nach Einschätzung vieler AkteurInnen schwer digitalisieren lässt. Doch es entstand die Vision einer zeitgemäßen digitaleren Verwaltung (flexibel und anpassungsfähig) mit einem modernen Dienstleistungs Selbstverständnis („die freundliche Behörde“). Großes Interesse erfuhr das Thema Wertschöpfung und Bezahlung. Unter den Hashtags #kulturwertschaft und #paytheartist wurde insbesondere das Thema faire Vergütung heiß diskutiert.
Gegen Abend – nach einem ereignis- und arbeitsreichen Tag voll intensiver Gespräche, konstruktiver Diskussion und lebendigem Austausch – rundete DJ Speedy’s mit tanzbaren Beats den Auftakt des Kulturdialogs gelungen ab. Wir ziehen eine positive Bilanz – #einfachmachen lautete entsprechend einer der entwickelten Hashtags.
Nach zwei Jahren „Pandemiepause“, die zur (Neu-)Ausrichtung und Entwicklung neuer Projekte, Kooperationen, Modelle sowie zur Konsolidierung bestehender Strukturen (Stichwort: Verbandsarbeit) genutzt wurden, herrscht nun großer Tatendrang.
Die grundsätzliche Tendenz hin zu mehr Offenheit, Flexibilität und Kommunikation schätzen die beteiligten AkteurInnen sehr. Auf diese Weise entstanden eine neue Verbundenheit und neue Formen der (solidarischen/finanziellen) Unterstützung. Die Relevanz von Netzwerkstrukturen und Fachverbänden wurde deutlich, Bündnisse und Kooperationen sind gestärkt und bildeten sich neu aus. Derart gerüstet ist der Transformationswille unter den AkteurInnen entsprechend hoch.
Diesen Themen widmen wir uns in den offenen Räumen – gesonderten Formaten – im Laufe des Kulturdialogs “Zukunft hoch K” und der kommenden Jahre.