Im Rahmen des Kulturdialogs, der im Freistaat Sachsen von 2022 bis2024 durchgeführt wird, ist am 12. Mai 2023 mit Kulturverbänden und Kulturschaffenden der Themenschwerpunkt „Publikum und Publikumsentwicklung“ betrachtet worden.
Das Thema wurde durch ganz unterschiedliche Veranstaltungsformate in den Blick genommen. l. So gab es einen „Thesenbattle“, einen „Campfire-Talk" und drei verschiedene Arbeitskolloquien. Eröffnet wurde der Kulturgipfel diesmal mit einem kabarettistischen Beitrag von Thomas Schuch.
Darauf folgte die erste Diskussionsrunde in Form eines „Thesenbattles“ mit Sachsens Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch, Dr. Sven Mißbach, Oberbürgermeister der Stadt Großenhain und Vereinsmitglied der Karl-Preusker-Bücherei, Dirk Löschner, dem Generalintendanten des Theaters Plauen-Zwickau, und Carola Gotthardt, der Geschäftsführerin der Elblandphilharmonie. Dabei stellte die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus die These auf, dass Kulturveranstaltungen künftig noch inklusiver und breitere Bevölkerungsschichten angesprochen werden sollten. Sie sprach sich ferner dafür aus, dass verschiedene Kulturformate wichtig sein, um die Vielfalt im Freistaat Sachsen zu erhalten. Dirk Löschner pflichtete der Sächsischen Staatsministerin bei und äußerte ebenfalls, dass Kulturangebote nicht zu exklusiv sein dürften. Zugleich machte er jedoch darauf aufmerksam, dass man das Besondere und Spezielle, das Kunst und Kultur bieten können, nicht aus dem Blick verlieren sollte. Seines Erachtens sollte man vonseiten der Kulturinstitutionen durchaus den Mut haben, zu experimentieren. Dr. Sven Mißbach machte in seiner These auf die Herausforderung aufmerksam, die seiner Meinung nach vor allem im demographischen Wandel bestehe. Er vertrat den Standpunkt, dass es künftig eventuell weniger Kultur geben werde – diese dann aber auch gut besucht sei. Nach Auffassung von Carola Gotthardt werde es auch künftig bei Veranstaltungen immer Publikum geben, weil Kultur essentiell zum Leben dazu gehört und diese für die Menschen in unserer Gesellschaft wichtig sei.
Nach diesem spannenden Auftakt stellten sich im „Campfire-Talk“ Iris Edenheiser, Direktorin des Deutschen Hygiene-Museum Dresden, Stefan Behr, Leiter des Theaters Anu, und Folkert Uhde, Künstlerischer Leiter der Montforter Zwischentöne, die zentrale Frage „Wie schafft man es, dauerhaft erfolgreich zu sein und wie wichtig ist uns dabei die Gemeinschaft?“ Dieses intensive und zugleich intimiere Gesprächsformat in Anlehnung an eine Lagerfeueratmosphäre war zugleich dazu gedacht, sich inhaltlich näher an bestehende Herausforderungen und mögliche Lösungen im Hinblick auf die Publikumsentwicklung heranzutasten. Die Gesprächsteilnehmer kamen dabei nicht nur auf künstlerische Erfolge zu sprechen, sondern auch auf vergangene Projekte, die sich im Nachhinein eher als Misserfolg charakterisieren lassen. Letztlich gehören diese jedoch zum künstlerischen Arbeiten dazu, um von diesen für die Zukunft lernen zu können. Im weiteren Gesprächsverlauf wurde dann auch deutlich, dass es entscheidend auf eine gute Idee ankommt – mit der man möglichst die Erwartungen brechen sollte. Gemeinsam sprach man ferner über den Wunsch, in Verwaltungen mehr Verständnis für die Besonderheiten des Kunstfeldes zu haben, die Menschen bei der Entwicklung von Vorhaben gezielt mitzunehmen und leere Stühle ggfs. auch als ein Potential zur künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen zu betrachten. Am Nachmittag ging es dann mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in drei Kolloquien in einen interaktiven und inhaltlichen Austausch. Beim Thema „Publikumsforschung“ wurde untersucht, welchen praktischen Nutzen und Mehrwert Datenerhebungsmethoden für die jeweiligen Einrichtungen haben können. Die Gruppe „Publikum, Geld und Kooperationen“ tauschte Ansätze zu übergreifenden Themen wie dem Kulturpass und zur Publikumssituation nach der Corona-Pandemie aus und wie man insbesondere im Kulturbereich künftig noch besser miteinander kooperieren könnte, damit letztlich alle davon profitieren. Das Kolloquium „Publikumsgewinnung, Zielgruppen und partizipative Ansätze“ widmete sich Ideen der Publikumsgewinnung in Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und fragte danach, welche Rolle partizipative Ansätze dabei spielen und wie man mit Zielgruppen sowie deren individuellen und zum Teil heterogenen Anforderungen und Erwartungshaltungen umgeht.
Die Anwesenden schätzten diese persönliche Begegnung in den drei Gruppen sehr, sowohl den Input der Expertinnen und Experten als auch der Austausch mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft (Kultur, Politik, Verwaltung usw.) sowie das persönliche Teilen von Erfahrungen und Erkenntnissen wurden im Nachgang positiv hervorgehoben. Viele äußerten den Wunsch, Kooperationen längerfristiger zu fördern, um gemeinsam Veränderungen erzeugen zu können. Ein weiteres Anliegen ist es den spartenübergreifenden Dialog auch nach Ende des Kulturdialoges fortzusetzen. Die so geknüpften Kontakte können für die Publikumsforschung, Datenerhebung und bei neuen Kooperationen genutzt und ausgebaut werden.
Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch plädierte in ihrem Abschlussstatement ebenfalls dafür den Austausch auch nach Ende des Kulturdialoges fortzusetzen.
In ihrem Resümee des Tages sagte Sachsens Kulturministerin: „Die Fortführung des Dialogs über die weitere Entwicklung des Publikums auf allen Ebenen, die Initiierung von Kulturpatenschaften zwischen verschiedenen Kulturinstitutionen und der Aufbau neuer, bislang noch nicht bestehender Kooperationen und Allianzen erscheinen mir zentrale Aufgaben für die Zukunft zu sein. Ganz grundsätzlich sollten Kultureinrichtungen und Veranstalter im Kulturbereich vor allem dazu ermutigt werden, für ihre Vorhaben neue Räume zu erschließen und alte mitunter auf neue Weise zu nutzen.“
Den vorläufigen kulturellen Schlussakkord setzten die Gitarrenschüler Raphael Georg und Edgar Löwe der Musikschule Großenhain am Ende des Gipfeltages, indem sie zwei selbstgewählte Musikbeiträge vor den über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Kulturzentrum Großenhain zum Besten gaben.
Mit dem zweiten Kulturgipfel ist der erste Themenschwerpunkt in diesem Jahr abgeschlossen. Im Sommer geht es weiter mit dem Thema „Werte & Wertschöpfung“. Über die Entwicklung und weitere Veranstaltungen halten wir Sie auf zukunfthochk.de im Newsbereich auf dem Laufenden.
ZUKUNFT hoch K freut sich, den Termin für den ersten Kulturgipfel bekannt zu geben: am Freitag, den 04.11.22 findet zum Thema Arbeit & Soziales – den nach unserer Umfrage drängendsten Themen – unsere Veranstaltung in Leipzig statt. Halten Sie sich den Termin frei und die Augen auf, weitere detaillierte Informationen folgen hier auf unserer News-Seite – und wenn Sie wollen per Newsletter in Ihr Postfach.